Moder in der Biedermeierzeit
Biedermeier – eine nur über dreißig Jahre dauernde Epoche, die sich durch konservative Lebenshaltung, bürgerliche Tugenden und Sachbezogenheit auszeichnete. Sie lehnte alle Freiheitsideale von Empire ab, was Karlsbader Beschlüsse von 1819 sanktionierten. Einschränkung politischer Aktivität der Bürger, strenge Zensur für alle Veröffentlichungen waren ein Zeichen der Zeit. Vorrangig war das behagliche Familienleben, Gemütlichkeit der Wohnatmosphäre und Kultivierung kleinbürgerlicher Kultur.
Merkmale der Biedermeier-Mode
Typische Lebenshaltung der Biedermeier-Zeit stellt das Gemälde von Carl Spitzweg „Sonntagsspaziergang” dar, auf dem eine vielköpfige Familie durch die Wiese geht. Jedes Familienmitglied hat eine Festkleidung, die den Zeitgeist reflektiert. Der Vater spielt die erste Geige, ihm folgen zarte, bescheidene Frauen mit Sonnenschirmen nach. Ausladende, einschränkende Modelinie bestimmte das Erscheinungsbild von Frauen. Nach den Zeiten schlichter und luftiger Chemisenkleider wurden die Damen wieder in engen, taillenbetonten und Figur formenden Korsetts geschnürt, was auch ihre Unterlegenheit widerspiegelte. Unentbehrliche Elemente der Damengarderobe waren auch Reifrocke. Sie waren die kreisrund und durch zahlreiche Unterröcke gestützt, wodurch sie auch weit von den Hüften abstanden. Die Ärmel der Tageskleider wurden mit Rosshaar oder Fischbein bis zu Gigots verbeult, wodurch sie deutlich an Volumen gewannen und mit Ballons verglichen wurden. Voll im Trend waren gemusterte Stoffe mit Blümchen, Schleifen oder Rüschen und Schuttenhüte mit Bändern oder Blumenschmuck. Gestreifte oder geblümte Stoffen in dunklen Farben dominierten auch in Herrenmode der Biedermeier-Zeit. Viel Eleganz verliehen der Männerkleidung Zylinder aus Seide oder Filz, Fracks und lange Hosen, die mit einer Krawatte, Taschenuhr und mit Handschuhen eine effektvolle Ganzheit bildeten. Die Hemden waren mit dem so genannten Vatermörder-Kragen versehen.
Der Biedermeier-Zeitgeist
Irdische Idylle, eine private Glücksoase, Zurückhaltung und Bescheidenheit – solche Assoziationen ruft das oben erwähnte Bild von Carl Spitzweg hervor. Vielen anderen Malern dieser Zeit wie Ludwig Richter, Joseph Kriehuber und Ferdinand Georg Waldmüller gelang es auch, das Lebensgefühl ihrer Epoche auf die Leinwand zu bringen. Bei manchen erwecken sie die Sehnsucht nach einem perfekten, geordneten Leben. Die anderen finden den Biedermeier-Zeitgeist kitschig und langweilig. Jedenfalls ist diese Epoche schon längst vorbei und ihre Ideale scheinen tief im Boden untergraben zu sein.