Spanische Kleidermode
Die spanischen Infantinnen Isabella Clara Eugenia und Katharina Michaela stehen stolz und ernst nebeneinander, wie es den Kindern spanischer Monarchen gesteht. Ihre bodenlangen Kleider mit reichen Verzierungen und Applikationen sind bis zum Hals geschlossen und scheinen jede Bewegung zu begrenzen.
Glockiger Kragen und weite Ärmel
Außer dem Gesicht und den Händen sind keine Körperteile frei. Beide jungen Frauen wurden durch den spanischen Maler Claudio Coello zur Darstellung gebracht und bilden heute ein künstlerisches Zeugnis spanischer Kleidermode des 15. Jahrhunderts. Einige Jahre später wurde Isabella Clara Eugenia auf dem Bild von Federico de Liano schon als eine Frau porträtiert. An ihrem Kleid kann man wieder die Einflüsse spanischer Kleidermode erkennen – ein hoher, glockiger Kragen; lange, breite Ärmel; reiche Verzierungen und ein schwerer kostbarer Stoff waren Zeichen ihres privilegierten gesellschaftlichen Status und einer damals propagierten Frommheit. Frauen durften damals nicht in Versuchung führen, deswegen waren tiefe Ausschnitte und kurze Ärmel in der spanischen Kleidermode verboten.
Fantasie in geometrischen Figuren
Im Internet kann man auf viele Bilder stoßen, die den Stil dieser Epoche zum Ausdruck bringen. Bei ihrem Anblick fällt sofort die Assoziation mit geometrischer Abstraktion auf, die durch eine breite Spitzenkrause und gepuffte, wattierte Ärmel einen komischen Gesamteindruck machte. Als ein wahrer Tugendwächter bei der Frauenkleidung war „verdugado“ betrachtet – ein kegelförmiger, starrer Reifrock, der weit von den Hüften abstand. Die vordere Seite des Rockes war keilförmig geöffnet, sodass mehrere zierende Unterröcke sichtbar waren. Der obere Frauenkörperteil war eng in einem Korsett zusammengepresst, was die Taillenlinie betonte. Spanische Kleidermode schätzte auch die Eleganz der schwarzen Farbe hoch. Gemusterte Seidenstoffe waren mit Manschetten und goldenen Knöpfen oder Edelsteinen verziert. Ein Zeichen des guten Geschmacks und des Modebewusstseins galt bei den Männern das sogenannte Wams – eine eng taillierte und mit einer Knopfreihe geschlossene Jacke. Als Beinkleid war eine weite, mit Roßhaar oder Kleie ausgestopfte Hose aus Stoffstreifen gern angesehen, deren Schnitt einem Kürbis ähnlich war.
Künstlichkeit der spanischen Kleidermode
Spanische Hoftracht verbreitete sich im 16. Jahrhundert in ganz Europa. Sie spiegelte den Reichtum spanischer Monarchie wieder, die prunkvoll und repräsentativ sein sollte. Gleichzeitig wirkte sie besonders starr und schematisch. Die Menschen damaliger Zeit sahen so aus, als ob sie in geometrischen aber fantasievollen Figuren geschlossen wären, die auch ihre Weltanschauung unter der Fuchtel hielten.